Und ich dachte, George Duke hätte seit den 80ern nur noch – na ja – weniger Hörenswertes produziert.
Blasphemie? George Duke war schließlich einer der Großmeister von Funk-Jazz und Fusion, daneben ein sensationeller Pianist, Mitstreiter von Zappa, Synthesizerkönig und nicht zuletzt Top-Performer in Clubs wie auf Festivalbühnen dieser Welt. Und dieser „Master of the Game“ soll Mist eingespielt haben?
Ja, hat er. Ab Mitte der 80ern, spätestens ab seinem Album „George Duke“, war er fast nur noch auf Airplay aus. Radiokompatibles Gedudel mit viel davon, was Duke eben nicht so gut konnte: singen. Muss man doch mal sagen dürfen, oder? Klar waren dazwischen auch (instrumentale) Lichtblicke, aber insgesamt wars diskografisch gesehen ziemlich duster. Mein Tipp also: Mit den Disco-Werken („Guardian of the Light“) aufhören zu sammeln und Duke nur noch live anschauen.
Dachte ich bisher. Aber inzwischen habe ich „After Hours“ entdeckt. 1998, also mitten in der tiefsten Smooth-Jazz-Finsternis eingespielt, macht Duke eben das, was er am allerbesten kann: Melodiebögen spannen, abgrundtiefe Grooves spielen – und keinen Ton singen. Dazu umgibt er sich mit echten Gesinnungsfreunden wie Ndugu Chancler, Christian McBride und Paul Jackson Jr. und liefert von Jazz („Together as one“) über Funk („It´s on“) bis Fusion („Rush Hour“) all das ab, was sich alle von ihm gewünscht haben, die wissen, was er drauf hat. (Außerdem, für HiFi-Fans: „After Hours“ klingt hervorragend.)
Also: Entschuldigung, Herr Duke: Sie haben auch in den 90ern echt Hörenswertes eingespielt. Und, lieber Leser: Dieses Album unbedingt ganz durchhören!
P.S.: Ein wenig von meiner Entschuldigung muss ich aber gleich wieder zurücknehmen. Denn auch wenn ich es neulich anders behauptet habe: Es gibt auch im Fusion-Bereich Konzeptalben. Das ist ist eines – ein so genanntes „Mood Album“, das in diesem Fall die Stimmungen zwischen Sonnenunter- und Sonnenaufgang wiedergeben soll. Das schafft Duke hier auch fast perfekt. Nur die Story, die er mittels Songtiteln dazu schreibt, ist leider ein peinlicher Teenagertraum. Leider.
P.P.S.: Ja, ich weiß: George Duke ist leider 2013 gestorben. Aber auch posthum braucht man den schwachen Teil seiner Diskographie nicht schönzureden. Es bleiben auch so noch eine Menge Highlights.
P.P.P.S.: Sagte ich schon, dass Fusion und Smooth Jazz so viel besser klingen, wenn sie auf der Bühne gespielt werden? Wer einen Beweis mehr dafür braucht, sollte sich mal „It´s on“ vom Java Jazz Festival anhören.
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