Manchmal ist Fusion-Jazz-Hören so ähnlich wie das Erlebnis, einem Korbflechter zuzuschauen. Man ist fasziniert von so viel Kunstfertigkeit und freut sich im Herzen, dass es so etwas noch gibt. Und das, obwohl sich der Verstand gelegentlich mit einem Störfeuer der Sorte „Das braucht doch heute niemand mehr“ meldet.
So geht es mir, wenn ich mir das neue Album „Chinese Butterfly“ von Chick Corea und Steve Gadd anhöre. Zwei alte Haudegen und Weggefährten aus den 70er Jahren mit legendären Diskographien; der eine (Gadd) zwischenzeitlich ein Denkmal des Pop-Schlagzeugs („50 ways“ on Paul Simon, um nur ein Beispiel zu nennen), der andere zweigleisiger (Acoustic Band/Electric Band) Jazz-Traditionalist geblieben und von fragwürdigem spirituellem Einfluss.
Und dann kommen die älteren Herren wieder zusammen und hauen eine Fusion-Scheibe raus, die genau so auch aus den 70er stammen könnte. Speziell der erste Track bedient das Klischee der „abgeklärten Veteranen“ perfekt – und ist zugleich so vital, dass der Funke wieder überspringt. Hier muss keiner mehr beweisen, was er mal konnte, dafür sitzen die Töne, dafür ist die Pocket mal richtig tief.
Nein, brauchen tut dieses Album eigentlich niemand. Aber wollen sollte man es.
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