Ob Fusion in den „Schredder“ gehört, soll jeder für sich beurteilen. Tatsache ist aber, dass Fusion eher nicht die beste Plattform für die so genannten „Shredder“ ist, also Musiker, die möglichst viele Noten in möglichst wenige Takte quetschen, Wer das sucht ist bei Steve Vai, Joe Satriani und vielen andere aus Rock und besonders Metal bestens aufgehoben.
Fusion-Protagonisten spielen eher damit, ihre Tracks möglichst kompliziert zu stricken. Wer sich einen Knoten ins Hirn hören will, liegt hier genau richtig. Das ist ohne Zweifel faszinierend. Polyrhythmen, komplexe Harmonien, schräge Breaks. Ein besonders bekanntes Beispiel dafür ist Herbie Hancocks „Actual Proof„.
Nie gehört? Na, ja: Ist auch schon von 1974, also schlanke 43 Jahre alt, und weniger bekannt als die Vorgängerscheibe (wir sprechen ja von einem rein analogen Musikzeitalter) „Head Hunter“ mit dem Hit „Chameleon“. Unter Schlagzeugern ist das allerdings ein absoluter Klassiker, denn Mike Clark spielt einem hier den erwähnten Knoten in die Gehörgänge. „Linear Funk“ nennt sich die Methode, also alle Töne hintereinander, nie zwei zugleich.
Das Ergebnis ist atemberaubend – und, ehrlich: auch etwas ermüdend. Denn das Gehirn, meines zumindest, sucht doch insgeheim immer nach erkennbaren Strukturen, die hier aber so kompliziert sind, dass die Synapsen schwer beschäftigt bleiben.
Trotzdem: Lieber zu kompliziert als zu banal. Reinhören!
(Einen recht schönen Mittelweg hat – nur um ein Beispiel zu nennen – die Über-Organistin auf der Hammond B3, Barbara Dennerlein, auf einer ihrer CDs gefunden. Das Stück „Take Off“ ist kompliziert, aber wird erkennbar „schichtweise“ aufgebaut – und bleibt deshalb problemlos durchhörbar
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